Geschichte der Goldschmiedekunst
Man kann auf eine sehr lange Geschichte der Goldschmiedekunst zurücksehen. „Schmuck“ oder „schmücken“ kommt von „schmiegen“ und dient der Zierde und Verschönerung. Anfangs wurden Amulette und Jagdtrophäen getragen. Daran konnte man oft die Glaubensgemeinschaft, die soziale Schicht oder die Machtstellung (König, Bürgermeister…) erkennen, da sich teure Materialien nicht jeder leisten konnte. Durch die Entwicklung der Techniken entstand im Laufe der Zeit ein kunstvoll gearbeiteter, ästhetisch wirkender Gegenstand.
Die Verarbeitung der Edelmetalle war anfangs nur Gold- und Silberschmieden vorbehalten. Im Laufe der Zeit wurde der Schmuck wieder für jeden zugänglich und man trägt den Schmuck des Schmückens willen wieder.
Schmuck kann auch wie die Malerei oder Mode in die Stilepochen eingeordnet werden. Schmuck sollte die Kleidung unterstreichen und/oder ablenken. Es vollzog sich eine Wandlung vom Juwelenschmuck zum modischen Accessoire.
Die ältesten Schmuckstücke stammen von 25.000 – 15.000 v. Chr., welches schmückende Gegenstände wie Muscheln oder Knochen waren.
In der Bronzezeit, ca. 1.800 – 800 v. Chr., gewann man die ersten Erkenntnisse über Metalle und deren Eigenschaften. Man begann zu Schmelzen, Schmieden, Gießen, Treiben und Ziselieren.
Die Ägypter, ca. 3.000 – 30 v. Chr., fertigten Schmuck für ihre Herrscher schon aus Edelmetallen und (Edel-) Steinen. Oft wurden auch Symbole für ihre Gottheiten verwendet: der Skarabäus, der Geier oder die Schlange.
In der Zeit der Etrusker, ca. 800 – 200 v. Chr. entstanden neue Techniken: das Granulieren und Pressen von Metall.
Die Zeit der Römer war geprägt durch die Unruhen der Kriege, man hat keinen einheitlichen typisch römischen Schmuck. Es kamen immer wieder Einflüsse der Antike mit in die Werke. Neu waren allerdings Münzringe als Zeichen für Amt und Würden. Die Steinschneidekunst wurde sehr gut entwickelt, es entstanden Gemmen und Lagensteine, oft mit Kriegsszenen.
Interessanter wird die Geschichte wieder ab der Romanik, ca. 900 – 1250. Es entstanden viele Schmuckstücke und Gerät für die Kirchen. In Klosterwerkstätten ging man zur Arbeitsteilung über und es entstanden erste Serien- und Lagerproduktionen. Am Ende der Romanik hatte man nicht mehr nur noch Aufträge für die sakrale Kunst oder die Herrscher, sondern es entstand eine Produktion für den anonymen Markt. Es wurden Schmuckstücke auf Märkten oder in Geschäften in Städten verkauft.
Die Gotik, ca. 1150 – 1500 war stark von der Kirche geprägt, die an erster Stelle stand. Die typisch senkrechten Linien, das Aufstrebende aus der Architektur kann man auch im Schmuck wiederfinden. Für den Bau von Kathedralen kam es zum Zusammenschluss aller Volksschichten und Handwerker. Es entstanden die Zünfte und das Ausbildungssystem entwickelte sich. Die damalige Prüfungsordnung zeigt sich noch heute in dem Zunftzeichen der Goldschmiede: drei Ringe (drei Juwelenarbeiten) und ein Pokal (eine Silberschmiedearbeit). Leider sind aus dieser Zeit nicht mehr viele Schmuckstücke erhalten geblieben, da die Kirchen oft ausgeraubt wurden, Schmuckstücke eingeschmolzen wurden oder diese oft den Besitzer wechselten. Reliquiare, Monstranzen und Kreuze sind viele erhalten geblieben. Die neue Technik des durchsichtigen Emails kam immer mehr auf.
Im Barock, ca. 1600 – 1750 gab es in der Entwicklung des Schmucks noch mehr Verzierungen, Muster und Schnörkel. Gerade Linien fanden sich gar nicht mehr, wobei alles symmetrisch sein musste. Ganz typisch für barocken Schmuck sind Schleifen, Barocklaub und die Emailmalerei. Viele Rubine und Smaragde wurden verwendet, Leben und Tod wurden mit Licht und Käfern oder Uhren dargestellt, womit man die Vergänglichkeit des irdischen Glücks aufzeigen wollte.
Der Rokoko, ca. 1720 – 1780, war noch eine Steigerung des Barock. Die Symmetrie wurde aufgehoben und ein extremer Prunk und Reichtum zeigte sich in den Schmuckstücken. In dieser Zeit entstand der erste Modeschmuck aus Bleiglas (Strass).
Der Klassizismus, ca. 1770 – 1830, wurde wieder von der Antike inspiriert. Es kam zu einer Gegenbewegung; klare Linien und Formen, die oft nach mathematischen Formeln berechnet wurden, geometrische Elemente, römische Motive (Lorbeerkränze) traten in den Vordergrund. Hier setzte die Industrialisierung ein und es gab die ersten Eisenkunstgüsse. Es war deutlich günstiger und so trug man wieder mehr Schmuck.
Im Jugendstil, ca. 1896 – 1914 war der Schmuck wie auch die Architektur geprägt von blütenartigen Ornamenten, Wellen, Blüten, Pflanzen und Insekten. Wichtig war die künstlerische Gestaltung und die dekorative Wirkung. Die handwerkliche Perfektion war oft wichtiger als der materielle Wert.
Im Art Déco, ca. 1910 – 1930 wurde sowohl der Schmuck als auch die Mode streng elegant, fast sogar maskulin. Es wurden intensive Farben und Kontraste verwendet, exakte Formen und Winkel konstruiert. Der Schmuck wird nicht mehr nur von Goldschmieden entworfen, sondern oft auch von namhaften Designern.
In der Moderne, ab 1945, gibt es keine klaren Kunstrichtungen mehr, die Mode ist schnelllebig, die künstlerische Freiheit ist groß. Es gibt immer mehr Stilrichtungen. Nach dem Krieg gab es viele Umarbeitungen und Witwenringe.
Die Techniken haben sich weiterentwickelt. Galvanik und Lasertechniken sind seit einigen Jahren aus dem Schmuckbereich nicht mehr wegzudenken.
Leider gibt es immer weniger Goldschmieden, dafür aber immer mehr Industrieware. Das alte Handwerk arbeitet aber noch immer mit vielen traditionellen Techniken, die es schon seit vielen Jahren gibt.